Kardinal-von-Galen-Kreis e.V.
Der Mensch in unstillbarem Heilsverlangen - es scheint vermessen, darauf eine Antwort geben zu wollen, ja überhaupt zu suchen! Der Initiativkreis Münster hatte sich eine schwierige Thematik für eine dreitägige Akademie gestellt. Daß die Teilnehmer die Überzeugung gewannen, Antwort erhalten zu haben, verdankt der Veranstalter dem hochengagierten Einsatz der Referenten! Das Eingangsreferat Prof. Hans Schiesers, das die Hörer in die Grundproblematik einzuführen hatte, beleuchtete den Aspekt, wie eng Gottes Gebote und Realität des menschlichen Lebens zusammenhängen. Wenn Christus sagt: „Ich bin der Weg“, dann führen alternative Wege in die Sackgasse; denn der Mensch brauche nicht an Gott zu glauben, er wisse, daß es ihn gibt, was schon die Heftigkeit der Leugnung Gottes durch manche belege. So verwundert es nicht, daß sich die folgenden Referate einheitlich daran orientierten, daß die heutige gesellschaftliche Ethik eine „Individuumsethik“ ist, wie z.B. die niederländische Parlamentarierin Clémence Ross am Samstag morgen erläuterte. Rudolf Henke, Mitglied des Marburger Ärztebundes, Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer und MdL NRW stellte in seinem Vortrag am Donnerstag zum therapeutischen Klonen und zur Präimplantationsdiagnostik die Frage so: ob die Rechte des Menschen von seiner Nützlichkeit oder von seiner Existenz her begründet werden können. Die Antwort auf diesen Gegensatz bestimme schließlich die gesetzlichen Maßnahmen des Staates. Der Referent sprach sich dafür aus, daß der Mensch Träger eines nicht disponiblen Eigenrechtes sei.
Markus Hoffmann von der Organsation Wuestenstrom e.V., Diakon der württembergischen Landeskirche, Psychotherapeut und Begründer von Selbsthilfegruppen für Homosexuelle, behandelte die Frage, ob gleichgeschlechtliche Partnerschaft ein Weg zu sinnerfülltem Leben sei. Er wies aufgrund der Fakten nach, daß die Debatte um die Homosexualität medial inszeniert und eine „Scheindebatte“ sei. Homosexualität sei therapierbar und weise in ihren Ursachen auf seelische Fehlhaltungen hin. Auch in diesem Vortrag kam der individualethische Ansatz zur Sprache.
Roland Rösler ging von einem anderen Ansatz aus: vom ideologischen Kampfbegriff der Überbevölkerung. Er stellte dar, daß sich UN-Organisationen, in Deutschland z.B. durch Rita Süßmuth gefördert, anmaßen, über das Lebensrecht von Menschen zu entscheiden, indem sie den unbegründbaren „Angstkomplex“ drohender Überbevölkerung schürten. Spenden für diese Organisationen sind sogar steuerlich absetzbar! Wie sehr diese UN-Organisationen von der New-Age-Ideologie durchsetzt sind, wurde hier, aber auch im Referat Prof. Dr. Dr. Prantners, deutlich, der über die „Familie im Zeitalter des Wassermannes“ referierte. Kern der Überlegungen Prantners war die Entpersönlichung des Menschen, der eben nur noch als “Wellenbewegung“ gesehen werde. Daher seien Beziehungen auch nur in ständiger Mutation denkbar und möglich ohne jede Art von Dauerbindung.
Diesem New-Age-Menschenbild stellten P. Manfred Amann und Generalvikar Dr. Elmar Fischer, Feldkirch, das christliche Menschenbild entgegen. P. Amann zeigte auf, daß Moral Konsequenz des Glaubens ist. Daher sei die Schulsexualerziehung als staatlich verordnetes Unterrichtsfach gegen die christliche Berufung des Menschen. Diesen Gedanken explizierte er an einer klaren Übersicht über das Dokument des päpstlichen Rates für die Familie über die „Menschliche Sexualität. Wahrheit und Bedeutung“, das jede Art von Sexualerziehung ausschließlich als Recht der Eltern bezeichnet.
Dr. Fischer erläuterte, daß die christliche Ehe Eigenschaften und Verhaltensweisen verlange, die den Grundforderungen des Lebens im Reiche Gottes entsprächen. Nur so könne sie gelingen. Das Ehesakrament setze daher eine eingeübte Beziehung zu Christus voraus! Das Mißlingen vieler Ehen sei auf das Fehlen dieser Beziehung und die dem entsprechende Relativierung der Normen zurückzuführen.
Der zusammenfassende Abschluß durch P. Otto Maier machte deutlich, daß die sogenannte „Selbstbestimmung“ nur das Vehikel ist, Breschen in schutzwürdige Rechte zu schlagen, die dann schnell weitgehend liquidiert würden. So nur sei es möglich, daß heute die Euthanasiedebatte mit Hilfe von Nützlichkeitserwägungen geführt werde, deren Reichweite zuvor von Frau Clémence Ross für die Niederlande dargestellt worden war, wo die Euthanasie die derzeit breiteste Realisierung bereits erfahren hat. Für die deutschen Verhältnisse befürchtete P. Maier, daß ähnliche Entwicklungen wie in den Niederlanden bald Realität werden könnten, da nicht mehr der Mensch, sein Wohl und seine unveräußerlichen Rechte die Politik bestimmten, sondern nur die Frage, welche Kosten er verursache. Apk 12 und wesentliche Aussagen des Buches „Daniel“ deutete er als „Krieg gegen den Menschen“.
Dem gilt es nun, ein positives Zeichen christlichen Glaubens und des Eintretens für das Lebensrecht des Menschen entgegenzusetzen. Die Teilnehmer der Osterakademie empfanden deutlich den Anspruchscharakter der Aussagen der einzelnen Referate. Die tägliche würdige (Mit-)Feier der hl. Messe mit vorangehender Laudes zeigte die Bedeutung des Bezuges zu Gott im Gebet. Gerade durch das Gebet spürten alle, daß sie nach Eph 3,28 „...eins in Christus“ wurden - Voraussetzung dafür, unser Heil in Gottes Ordnung zu finden. Erlebnisreich war auch der Besuch der völlig renovierten Nikolai-Kirche in Kalkar mit ihren hervorragenden Kunstwerken am Donnerstag nachmittag. Die jeden Tag beschließende Komplet und der geistige Austausch zwischen den Teilnehmern im Kachelofenzimmer des Priesterhauses förderten Kontakte und Initiativen. Und wie in jedem Jahr zuvor bot das Tagungshaus selbst den idealen Ruhepol für die intensive Arbeit an einem so schwierigen Tagungsthema. Der Initiativkreis Münster fühlt sich allen Beteiligten für das gute Gelingen zu Dank verpflichtet.
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